„Ich“-Gesellschaft statt Miteinander

Osterhofener Zeitung 22.11.2019 PNP

Volkstrauertag: Gedenkveranstaltungen in Aicha und Niedermünchsdorf

Aicha/Niedermünchsdorf. Krieg und Terror führen die Menschen an die Grenzen ihres Daseins. Der Volkstrauertag ist ein wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur und steht gegen das Vergessen millionenfachen Leids in zwei Weltkriegen und für das Gedenken an die in Ausübung ihrer Pflicht getöteten Bundeswehrsoldaten.
Der Krieger,- Soldaten- und Reservistenverein (KSV) Aicha hat am Sonntag den Volkstrauertag begangen. In seinen einführenden Worten zur Gedenkfeier hob Pfarrer Werner Eckstein die schemenhaft wirkenden Konturen der Friedensbemühungen hervor, die dem Menschen ein scharfes Auge abverlangen, damit die Umrisse erkennbar werden. Vor allem sei es die jüngere Generation, deren Blickwinkel in vieler Hinsicht der Schärfung bedarf, konstatierte der Geistliche und forderte auf, die Friedensbewegung mit glaubwürdigen Impulsen in die richtige Richtung zu lenken.
Nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Thomas bat KSV-Vorsitzender Adi Schweiger darum, sich der menschlichen Schicksale im stillen Mahnruf moralischer Verpflichtung weiterhin anzunehmen. Mit dem Verlesen der Namen der Kriegsopfer aus der Pfarrei wurde die Verbundenheit mit den Hinterbliebenen zum Ausdruck gebracht.
Bürgermeister Kurt Erndl forderte in seiner Ansprache auf, das Gedenken an die Kriegsopfer nicht nur aus Tradition hochzuhalten. Die oberflächliche Geschäftigkeit der Gesellschaft in ihrer politischen Einstellung und Anschauung müsse grundlegend der demokratischen Werteüberzeugung zugeführt werden, um dem Frieden im vereinten Europa weiterhin Chancen einzuräumen.
Am Buß- und Bettag hat die Pfarrfamilie Niedermünchsdorf in der St. Hypolit-Kirche zum Volkstrauertag eingeladen. In seinen einführenden Gedanken stellte Pfarrer Christian Altmannsperger den Volkstrauertag als einen der bedeutendsten Gedenktage in Deutschland heraus. „Wir wenden an diesem Tag die Gedanken zurück, vergewissern uns der Geschichte des 20. Jahrhunderts und gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Er ist ein Gedenktag, den wir brauchen“, folgerte der Geistliche. Er schütze vor dem Vergessen und Verdrängen und mahne die Menschen, aus den Schreckensbildern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Stadtrat Robert Kröll sieht die Schreckensereignisse von damals in der Gesellschaft schwinden. Die mahnenden Zeitzeugen würden von Jahr zu Jahr weniger, Vergangenes habe in unserer Gesellschaft kaum Platz, die „Ich-Gesellschaft“ nehme die Stelle des Miteinanders ein. Bewaffnete Konflikte weltweit, fordern durch Krieg und Terror den Tod. Es scheint als würde die Botschaft „Frieden“ des Volkstrauertages sinnlos verpuffen – als sei es sinnlos geworden auf Frieden zu hoffen! Der Gemeinschaft Europa stehen schwierige Zeiten bevor verdeutlicht Kröll die politische Situation und glaubt, solange es Menschen guten Willens gibt, besteht Hoffnung für die Menschheit in Frieden zu leben. Am Mahnmal der Kriegsopfer stellte Kröll zum Gedenken eine Blumenschale ab.
− as

 

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