Osterhofen und Umgebung 19 – OSTERHOFENER ANZEIGER
Mittwoch, 21. November 2018
Eindringlicher Aufruf von Stadtrat Robert Kröll für Frieden und Freiheit einzustehen
Während Robert Kröll seine Ansprache hielt, stellte die Reservistenkameradschaft die Ehrenwache. Foto: Schwinger
Haardorf. (rs) Den Gottesdienst am Volkstrauertag zelebrierte Pfarrer Werner Eckstein in der Pfarrkirche St. Martin für die gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege. Der 33. Sonntag im Jahreskreis ist Welttag für die Armen, Diaspora-Sonntag und Gedenktag für den Missbrauch in der Kirche und Volkstrauertag. In den Mittelpunkt der Predigt stellt Werner Eckstein ein Bild der Installation „Coming World – Remember me“ von Koen Van Mechelen, die auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges in Belgien aufgebaut wurde. 600 000 tönerne Skulpturen stehen für die 600 000 gefallenen und vermissten Soldaten und getöteten Zivilisten auf belgischem Boden. Jede Skulptur hat eine individuelle Ritzung und könnte eine eigene Lebensgeschichte erzählen. Schulen, Verbände und Institutionen trugen dazu bei, dieses Projekt durchzuführen. „Kommende Welt – erinnere dich an mich“ setzt ein Zeichen gegen das Vergessen. Rituale, wie das Begehen des Volkstrauertages, müssen Bezug zur Gegenwart herstellen, sonst hätten diese keinen Wert, sie wären tot, wertlos. Heute gebe es wieder eine Stimmung, die Menschen ausgrenzt. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wieder in eine Spirale der Gewalt kommen“, so Pfarrer Werner Eckstein. Nach dem Verlesen der gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege durch Josef Schmid sprach der Geistliche ein Gebet am Kriegerdenkmal. Als Vertreter der Stadt Osterhofen erinnerte Stadtrat Robert Kröll am Ehrenmal an die neun Millionen Soldaten und zehn Millionen Zivilisten, die zwischen Kriegsbeginn und Ende des Ersten Weltkrieges den Tod fanden. Das Ende sei nun 100 Jahre her. Im Zweiten Weltkrieg fanden rund 70 Millionen Menschen einen sinnlosen Tod.
Populisten schüren Angst
„In vielen Bilder und Filmen sehen wir diese Welt in schwarz-weiß, in Grautönen. So war es aber nicht. Das Blut der Toten war genauso rot, wie es heute in unseren Adern fließt. Auf den Wiesen blühten farbenprächtige Blumen. In Farbe sollten wir uns die Kriege vorstellen, dann sind sie realistischer und greifbarer“, so Robert Kröll. Doch der Friede in Europa sei in Gefahr. Populisten schüren Angst und Schrecken und verleugnen die Vergangenheit. Doch für Frieden und Freiheit gibt es keine Alternative. Frieden müsse man leben und tagtäglich dafür kämpfen und dafür einstehen. Max Mannheimer, ein Holocaust-Überlebender, drückte dies so aus: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Als Zeichen des Aufbruchs für Frieden und Freiheit stellte Kröll eine bunte Schale mit Blumen ab. Die Ehrenwache stellte die Reservistenkameradschaft Haardorf-Aicha mit Josef und Günther Zauner, Hans Dorfmeister und Josef Ammerseder. Abschluss der Gedenkfeier war das gemeinsame Lied vom „Guten Kameraden“. Zweiter Vorsitzender Horst Feigl bedankte sich für die rege Beteiligung der Dorfgemeinschaft und bei den Fahnenabordnungen des Krieger- und Soldatenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr, bei Pfarrer Eckstein für den Gottesdienst, bei Stadtrat Robert Kröll für die eindringlichen Worte und beim Kirchenchor.