Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Deggendorf 5. März 2018 – Osterhofener Zeitung

Vereine und Gruppen gestalten Programm zum Internationalen Frauentag – 120 Gäste drängten sich bei der AWO

 

Josefine Eichwald  
Deggendorf. „Multi-tasking“ und Multi-kulti: Mit einem bunten und stimmungsvoll-fröhlichen Nachmittag, der Unterhaltung und Information verband, hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in ihrem Tagesheim den Internationalen Weltfrauentag vom 8. März vorweggenommen. Rund 120 Gäste, auch ein knappes Dutzend Männer, drängten sich am Samstag in den Räumlichkeiten in der Haselbeckstraße. Elena Roth vom interkulturellen Mostik-Verein, der inzwischen 136 Mitglieder zählt , führte durch den Nachmittag, zu dem sich – die Bezirkstagswahlen und die Landtagswahlen stehen bevor – neben der Gastgeberin, der AWO-Kreisvorsitzenden Ex-MdB Bruni Irber (SPD) auch etliche Kandidaten- und -innen eingefunden hatten. Es war auch ein Sozialdemokrat, nämlich Kurt Eisner, unter dem das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, erinnerte Irber. Eisner habe auch den Freistaat Bayern, der heuer sein 100-jähriges Bestehen feiert, ausgerufen.

Zur fünften Auflage des Weltfrauentags-Cafés der AWO, der vorverlegt worden war, weil Mostik am 8. März eine eigene Veranstaltung geplant hat, waren neben SPD-MdB Rita Hagl-Kehl Vertreterinnen von Mostik, der türkisch-deutschen Frauengruppe Metten, dem Jasmin-Verein, der es in kürzester Zeit auf fast 50 Anhänger gebracht hat, und dem Sprachenstammtisch der Stadt Deggendorf gekommen, Irber konnte auch die ehemalige Deggendorfer CSU-Stadträtin Heidi Löhnert begrüßen.

In Russland gelte der 8. März eine Art Muttertag, erst seit kurzem gebe es einen gesetzlichen Feiertag als Muttertag, leitete Irber ihre Ausführungen ein, ihre Anmelkung, dass in Deutschland der Muttertag im Mai „eher der Tag der Gärtner“ sei, mündete in Gelächter. Auf großes Interesse stießen auch die Ausführungen von Jilah Ali und Nermin Jenetzke über die Situation der Frauen in der Türkei. Der Chor Praeludium begeisterte mit Liedern über die Liebe, mit dem Inhalt, wie Elena Roth übersetzte, dass „Man(n) ohne Frauen nicht leben kann“.

Für Kurzweil sorgte ein humoristischer Film, der einen Rückblick auf die historische Situation der Frauen bot, zunächst mit der Verankerung der Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz von 1949 bis hin zu Angela Merkel, die 2005 zur Bundeskanzlerin gewählt wurde.

Doch noch immer gibt es was zu erkämpfen, denn immer noch verdienen Frauen in vielen Sparten 23 Prozent weniger als Männer in gleicher Position. Viel Beifall gab es für die auf Russisch vorgetragenen „Mama“–Lieder von drei Mädchen, für die Walzer und Rock’n`’Roll-Darbietungen von Julia Urlacher, Elena Keller und Irina Anders, für die Sopranistin Irina Wetzel und für den pfiffig-charmanten Beitrag „Ohne Weiber geht die Chose nicht“ aus der Czárdásfürstin, mit dem Alexander Exner, Reinhold Fink und Josef Kraus überraschen.

SPD-Kreisvorsitzender Ewald Straßer brachte, eingeleitet von einem „Merhaba sevgili“, seine Türkisch-Kenntnisse vor, die er seit seinem 16. Lebensjahr vervollkommnet. Ein Dank Irbers ging an Herbert Stadlers Helferinnen-Team mit einem üppigen Kuchen-Buffet und anderen Leckereien aus der russischen, bayerischen oder türkischen Küche. Die Veranstalter hatten sich von den Besuchern ausbedungen, für den Frauennotruf zu spenden. Dessen Vorsitzende Karina Nopper bekam die Gelegenheit für ein kurzes Grußwort: 357 Frauen, sagte sie, wurden 2016 von ihren Männern oder Ex-Männern ermordet, wobei sie auf drei Fälle aus der näheren Umgebung verwies: Iggensbach, Thyrnau und Freyung, Meist gehe eine lange Leidensgeschichte voraus, die meisten Frauen halten Gewalttätigkeiten sieben Jahre aus, bis sie Hilfe suchen. Fast 100 Klientinnen habe der Frauennotruf 2017 verzeichnet, 30 kamen über die Polizei, in 28 Fällen waren es Frauen mit Migrationshintergrund. Der Verein sei auf Spenden angewiesen, denn 30 000 Euro des Budgets müsste er selbst aktivieren, so Nopper.

 

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