Rede zum Volkstrauertag 2012

18.Nov.2012

„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ Ein Zitat von Bertolt Brecht.

Heute am Volkstrauertag erinnern wir uns an die vielen Toten der beiden Weltkriege an die Opfer von Gewalt Hass und Terror in unserer Welt. Erinnern wir uns …. damit sie nicht vergessen werden.

Erinnern heißt zurückschauen…. Zurückschauen heißt die Vergangenheit wieder ins Gedächtnis holen.

Doch wie sollen wir etwas ins Gedächtnis zurückholen wenn wir es nicht selber erlebt haben. …und die wenigen die es noch erlebt haben, wären froh wenn sie es nie erlebt hätten.

Uns die wir das Glück haben seit 67 Jahre in Frieden leben zu dürfen fällt es schwer, die Bedeutung des Volkstrauertages zu begreifen. Unsere Vorstellungskraft reicht nicht aus für die Ereignisse von damals, um wirklich trauern zu können. Und die die wirklich noch trauern können werden es nicht nur an diesem Tag tun. Wenn von Staatswegen her es auf dem Kalender steht.

Dieser heutige Tag kann nur wieder wachrütteln. Kriege gab es nicht nur in der Vergangenheit, sie sind noch immer ein Teil unseres Lebens … unsers Alltags. Der Krieg begleitet uns tagtäglich in den Fernsehnachrichten in der Presse im Radio. Und im Alltag schalten wir auf einen anderen Fernsehsender, drehen wir den Radio auf eine andere Frequenz und überblättern in der Tageszeitung die Berichte …… wir blenden, oft auch unbewusst, die Realität aus.

Während wir hier stehen bereitet Israel im Gazastreifen gegen die Hamas eine Bodenoffensive vor. Und die Hamas ihrerseits schwört Rache für Israels Angriffe. Das Wort Krieg wird dabei auf beiden Seiten vermieden.

Doch all die Toten der Kriege und Konflikte in der Welt mahnen uns nicht wegzuschauen. Wir dürfen die Ereignisse von damals und von heute nicht einfach unter den Teppich kehren. Das sind wir all den Opfern von Krieg, Terror, Hass und Gewalt schuldig.

Wir müssen uns den Kriegstreibern dieser Welt entgegen stellen, wir müssen ein Auge auf unsere Volksvertreter werfen und sie zurechtweisen. Wir müssen uns einmischen. Wir müssen Demokratie leben. Gerade die jüngsten Ereignisse im Bereich der „Rechten Szene“ des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) die sogenannte Zwickauer Terrorzelle haben uns gezeigt das wir uns nicht alleine auf unsere Geheimdienste unser Behörden unsere Politik verlassen dürfen und können.

Wir haben es in der Hand ob es Generationen geben wird die wirklich in Frieden leben können. Die Konflikte und Auseinandersetzungen an der Wurzel packen, und wie Unkraut ausreißen. Eine dieser Wurzeln ist das Rechte Gedankengut, aber auch die Gier nach Macht und Geld in unserer Gesellschaft.

Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, was geschehen ist, ist geschehen. Aber unser heutiges tun und handeln bestimmt die Zukunft unser Kinder und Kindeskinder.

Dieser Volkstrauertag ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Das Gedenken und die Trauer an all die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges, an all die Toten von Terror und Gewalt, ist die Hoffnung aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben, und immer noch zu lernen.

Damit dieser kleine Schritt „ Volkstrauertag“ ein Weg zum Frieden wird.

Als Zeichen dieses Schrittes lege ich diese Gedenkschale nieder.

Ruhet in Frieden.

Euer Tod ist unsere Hoffnung auf Frieden in der Welt.

Robert Kröll