Bericht Osterhofener Zeitung
Osterhofen. Komasaufen, Gewalt oder der übermäßige Konsum von Internet und PC-Spielen − das gibt es auch bei Jugendlichen im Landkreis. Deshalb haben Vorsitzende Brigitte Treichl und Schriftführerin Bettina Krümmel vom Kinderschutzbund Osterhofen Stadträte und verschiedene Professionelle im Bereich der Jugendarbeit zu einem Runden Tisch über Jugendarbeit in Osterhofen eingeladen. Gemeinsam wurde am Dienstagabend im Rathaus diskutiert, wie man Familien mit schwierigen Jugendlichen erreicht, wo Schwachstellen und Ressourcen in der Stadt liegen sowie konkrete Angebote überlegt. So berichtete Waltraud Kraus von der Suchtprävention am Kreisjugendamt, dass es keine konkreten Zahlen für Osterhofen gebe. Die früher häufigen Drogenfälle seien in den vergangenen Jahren rückläufig. Dafür entwickle sich der unkontrollierte Alkoholkonsum zum Hauptproblem: In kleineren Gemeinden Bayerns liege die Zahl der Jugendlichen, die bis zum Koma trinken, bei 26 bis 28 Prozent. Und: Je kleiner die Gemeinde, desto höher der Prozentsatz, erläuterte Kraus. Den Jugendlichen fehle es oft an Modellen für respektvollen und verbindlichen Umgang miteinander, führte Familientherapeutin Elisabeth Vornehm aus: Patenfamilien könnten da helfen. Unter Jugendlichen laufe die Kommunikation mehr über Chatrooms als über reale Beziehungen ab, die Folge seien Defizite in der Sozialkompetenz und Isolation. Franz Gendritzky von der Jugendgerichtshilfe zeigte die konkrete Situation der Delikte im Landkreis auf und welche gerichtlichen Maßnahmen − von Auflagen über Geldbußen und Arrestformen bis hin zur Jugendstrafe − möglich seien. Als Problemfelder in Osterhofen sieht er Alkohol an erster Stelle, gefolgt von Drogenkonsum und Gewaltdelikten wie gemeinsam begangenen Körperverletzungen. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass es in Osterhofen viele gute Ressourcen gebe: intakte Familienstrukturen und zahlreiche Vereine, die allerdings viele Jugendliche nicht ansprechen. Das gelingt dafür dem Jugendtreff, der aber räumlich zu eng ist. Auch schaffen es die zwei Mitarbeiterinnen nicht, ausreichend auf die vielen Gesprächsanfragen einzugehen, die Jugendliche, aber auch Eltern stellen. Ein wichtiges Ziel sei es deshalb, eine Finanzierung zu finden, um die räumliche und personelle Situation im Jugendtreff zu verbessern, lautet ein Fazit des Abends. Als Plus Osterhofens hat die Gesprächsrunde gewertet, dass es anders als z.B. in Plattling keine starken Konflikte verschiedener Volksgruppen untereinander gebe. Positiv seien auch das vielfältige Angebot der Schulsozialarbeit zur Gewalt- und Suchtprävention und die Unterstützung einzelner Schüler und Eltern. Weiterhin bestehe aber ein hoher Bedarf an Angeboten, um Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken. Der Kinderschutzbund plant Kurse für Eltern zur Erziehungskompetenz oder zur Medienerziehung. Durch die Vernetzung mit professionellen Jugendbetreuern sollen solche Angebote gezielter an schwierige Familien herangetragen werden. Auch Schulungen für Jugendleiter oder Jugendbetreuer in Vereinen zu Mobbing, Gewalt oder ähnlich schwierigen Situationen wurden angeregt undwerden bereits für die Zukunft geplant. Sehr konzentriert haben sich die Beteiligten bei der Gesprächsrunde im Rathaus ausgetauscht. Der Kinderschutzbund will das Thema weiter verfolgen und mit allen Beteiligten in Diskussion bleiben sowie die Vernetzung mit den Fachstellen enger knüpfen. − gs
DIE TEILNEHMER
Neben Brigitte Treichl undBettina Krümmel vom Kinderschutzbund nahmen teil: Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, die Stadträte Michael Ammerstofer (Jugendbeauftragter), Dr. Günter Müller, Robert Kröll (zudem Kreisjugendring), Judith Weidgans-Lerchenberger vom Jugendtreff Osterhofen, Julia Dörfler, Schulsozialarbeit an der Hauptschule, Familientherapeutin Elisabeth Vornehm, Jugendreferentin Michaela Seiler und Teresa Aigner (FSJ) vom Kirchlichen Jugendbüro, Franz Gendritzky von der Jugendgerichtshilfe und Waltraud Kraus von der Suchtberatungsstelle im Jugendamt.