Osterhofener Zeitung 25.01.2014
Ausführliche Diskussion mit Fachleuten von WWA und RMD über den Hochwasserschutz in Aicha und Thundorf – Viele Punkte werden nochmals geprüft
Aicha. Beim Hochwasserschutz brennen den Donau-Anrainer viele Themen auf den Nägeln. Die Interessengemeinschaft „Sichere Donaudämme“ um Sprecher Ehrenkreisbrandmeister Franz Eichinger hat mit Hilfe ihrer beiden Arbeitsgruppen in Aicha und Thundorf einen ausführlichen Fragenkatalog aufgestellt und den Fachleuten von Wasserwirtschaftsamt (WWA) Deggendorf sowie Rhein-Main-Donau AG (RMD) vorgelegt. Beim Infoabend am Donnerstag beim Vogl-Wirt gaben Wolf-Dieter Rogowsky, WWA-Bereichsleiter für Hochwasserschutz, und Rudolf Sonnleitner, Leiter der Abteilung Projektentwicklung bei der RMD, ihre Antworten. Auch wenn diese nicht immer zur Zufriedenheit der Anwohner ausfielen: Es war eine intensive, aber sehr disziplinierte Diskussion, die die Zuhörer im vollen Saal zweieinhalb Stunden lang konzentriert verfolgten. Ähnlich wie bei der Versammlung am Dienstag in Haardorf (die OZ berichtete) wurde eine Vielzahl von Themen angesprochen, die sich in Aicha und Thundorf auf vier Schwerpunkte konzentrierten: die derzeit geplante Deichrückverlegung zwischen Thundorf und Aicha sowie zwischen Aicha und Haardorf, die Deicherhöhung in den Orten mit einer Mauer, die Pumpleistung der Schöpfwerke und der Grundstücksverkauf. Bei vielen Belangen war herauszuhören, dass die Einwände der Bürger inzwischen mehr Gewicht haben, mehrere Bereiche werden nochmals überprüft. Das Pumpwerk in Thundorf wird neu gebaut zwischen dem jetzigen Schöpfwerk und der Rampe zur Fähre, führte Rudolf Sonnleitner an. Sechs Pumpen für den Kugelstädter und den Russengraben sollen die bisherige Leistung von 5000 Liter pro Sekunde verdoppeln. Das Schöpfwerk Aicha hingegen wird als Baudenkmal erhalten, die Leistung von 3,2 auf 4 Kubikmeter erhöht werden. Auf Nachfrage der Zuhörer, ob dies ausreiche, da man beim Hochwasser 2013 mit zusätzlichen Pumpen 1600 Liter Wasser pro Sekunde nötig waren, gab Sonnleitner an, künftige sei das Einzugsgebiet nach der Deichrückverlegung deutlich kleiner. Dennoch werde man die Kapazität des Schöpfwerks nochmals überprüfen. Natürlich drehten sich viele Fragen um die Spundung der Deiche: Sie ist Teil der bereits laufenden Sofortmaßnahmen, die mit einem Gesamtvolumen von 35 Millionen Euro heuer umgesetzt werden sollen, führte Wolf-Dieter Rogowsky an. Der entsprechende Prioritätenplan werde derzeit aufgestellt. Neu aufgenommen wurde nach einer Ortsbesichtigung mit KBM Xaver Altschäfl und Franz Eichinger das Stück zwischen der Mündung des Stögermühlbachs bis zur Brücke Grieshaus. Von dort bis zur Ko-Brücke werde nicht gespundet, weil der Deich dort vor gut zehn Jahren mit einer Erdbetonwand ausgestattet wurde. Gespundet werde nur, um nach dem Hochwasser die Sicherheit des Deichs wieder herzustellen. Nur dort, wo die Deiche künftig erhöht werden, ragen die Spundwände über die bestehende Deichkrone. Nicht gespundet wird laut Rogowsky zwischen Thundorf und Aicha, weil dort eine Deichrückverlegung vorgesehen ist. Diesen Abschnitt bis zum Ausbau des Hochwasserschutzes vorübergehend dennoch zu spunden würde 2,4 Millionen Euro kosten. Angesichts der Schäden, die im Falle einer erneuten Hochwasser-Katastrophe passieren können, eine verträgliche Summe, so die Zuhörer. Doch in Spundwände dürfe man keine falschen Erwartungen setzen, erwiderte Rogowsky: Sie erhöhen nur die Standsicherheit, verhindern aber nicht das Überlaufen des Deiches. In den Ortschaften ist eine Hochwasser-Schutzwand mit Sichtfenstern vorgesehen. Diese werden nur gebaut, wenn zu wenig Platz ist für eine andere Deicherhöhung, erklärte Rudolf Sonnleitner von der RMD. Die Mauer werde auf den jetzigen Deich aufgesetzt und rage einen Meter darüber. Alternativen wären mobile Elemente, verbunden mit dem Problem, dass die Feuerwehr in der Lage sein müsse, diese in kurzer Zeit aufzubauen, und dies auch noch in 60 Jahren. Weiter Nachteile: Sie können nicht erhöht werden, sind teuer in der Anschaffung und der Pflege. Auf der bestehenden Länge sieht Sonnleitner dies folglich kritisch. Änderungen wird es hingegen vielleicht bei den Deichrückverlegungen geben, hier ist „die Entscheidung noch nicht abschließend gefallen“ ob die bestehenden Deiche erhalten bleiben, führte Rogowsky an. Dies käme den Landwirten entgegen, weil sie die Flächen zwischen den Deichlinien weiterhin nutzen könnten, da diese nicht schon bei jedem kleinen Hochwasser überflutet werden. Nur gesteuerte Flutpolder könnten die Hochwasserspitzen kappen, meinte Alois Halser unter dem Applaus der Zuhörer und fügte später als Forderung an: Wenn Kompromisse mit dem Dorf gefunden werden, verlaufe die Planfeststellung schneller, falls nicht, dürfe man für die Verzögerungen nicht den Landwirten die Schuld geben. Bürgermeisterin Liane Sedlmeier wandte ein, dass diese „Sommerdeiche“ nicht nur für den Raum Straubing gelten dürften. Dem stimmte Wolf-Dieter Rogowsky zu, geprüft werde die Gesamtstrecke zwischen Straubing und Vilshofen, man versuche, eine einheitliche Linie zu finden. Die Deichrückverlegung zwischen Aicha und Haardorf sei für die Sicherheit notwendig, so Rudolf Sonnleitner von der RMD, weil der Deich bislang direkt am Donauufer verlaufe und sich dort eine sehr tiefe Stelle befinde. Die Straße dahinter wäre aber auch ohne Rückverlegung „nicht zu retten“, da der Deich ohnehin um zehn Meter verbreitert werden müsse. Ein Großteil der Fragen drehte sich um den Komplex Grundstücke. Bislang, so Rudolf Sonnleitner, habe die RMD die Besitzer noch nicht einbezogen, weil erst jetzt in den Planungen feststehe, welche Grundstücke betroffen sind. Grundsatzfragen zu Flächenausgleich, Entschädigung, steuerlicher Behandlung und mehr werde nicht auf örtlicher, sondern bayernweiter Ebene diskutiert, auch mit dem Bayerischen Bauernverband. Auch die benötige Masse an Flächen könne erst mit der Planung ab Mitte des Jahres genannt werden. Befürchtet werden Wertminderungen bei Gebäuden und Grundstücken, wenn durch die Maßnahmen der Grundwasserpegel steigt. Dieser wird laut Sonnleitner aber seit Jahren kontinuierlich gemessen und dokumentiert und dient als Grundlage für den Nachweis von Wertminderungen, für die es Entschädigungen gebe. Bürgermeisterin Sedlmeier berichtete, dass laut Bayerischer Versicherungskammer die Häuser versicherbar seien. Kurz streifte die Diskussion auch die Forderung, künftig ausreichend Sandsäcke vorzuhalten – eine Aufgabe der Kommune. Dazu erläuterte Sedlmeier, dass im Juni auf den 17 Kilometern Deichlänge eine Million Säcke aufgebracht wurden, diese Menge könne man nicht vorhalten. Aber es seien noch an die 50 000 gefüllte Säcke übrig, die nun in zwei Hallen am Kloster Damenstift eingelagert würden und im Notfall sofort zur Verfügung ständen. Zudem verfügt die Stadt nun über drei Abfüllanlagen und sei schneller Handlungsfähig als im Juni. – gs